Ex-Rennfahrer Hans Joachim Stuck genoss bei den „9. Schloß Dyck Classic Days“ die Begegnung mit dem historischen Oettinger Gruppe 2-Scirocco
In den Jahren 1976 und 1977, als der Oettinger Gruppe-2-Scirocco mit Erfolg im Deutschen Rundstreckenpokal eingesetzt wurde, saß ein gewisser Hans Joachim Stuck im Formel-1-Cockpit des March Ford und anschließend im Brabham des Teams von Bernie Ecclestone.
Dennoch war ihm der Name Oettinger sehr geläufig, kam der Rennfahrer aus Grainau doch selbst aus dem Tourenwagensport. (So war er in seiner langen Karriere nicht nur zweimaliger Le-Mans-Sieger und zweimaliger 24 h-Sieger auf dem Nürburgring, sondern auch Deutscher Tourenwagenmeister).
„Mordsmäßige“ Vorfreude
Deshalb freute sich der heute 63jährige auch „mordsmäßig“ auf den 01. August 2014. Denn da sollte der Repräsentant für Motorsport für alle Marken im VW-Konzern bei den „9. Schloß Dyk Classic Days“ den wieder aufgebauten Oettinger Gruppe-2-Scirocco pilotieren, der heute Eigentum des Museums ZeitHaus der Autostadt Wolfsburg ist.
„Die Einweisungszeit war ziemlich knapp, und so musste ich mich beim Fahren sehr konzentrieren,“ sagte Striezel Stuck. „Denn ich vertrete die Philosophie, dass es sich hier um einmalige Präziosen handelt, die unwiederbringlich sind, und denen ein Fahrer deswegen allerhöchsten Respekt zollen sollte.“ Deshalb habe er am Steuer des geschichtsträchtigen Oettinger-Rennwagens auch sehr fokussiert gewirkt.
Das nackte Bodenblech weckte Erinnerungen
Doch gleichzeitig seien sofort auch Erinnerungen an die eigenen Anfangsjahre in ihm hoch gestiegen. „Die Tourenwagen waren damals alle genauso puristisch wie dieser Scirocco, man konnte das nackte Bodenblech sehen, hatte dazu all die vielen Armaturen, die es heute nicht mehr gibt: die Anzeigen für Öl- und Benzindruck oder die Wassertemperatur. Es war also ein herrliches Gefühl, mal wieder in einem Auto zu sitzen, in dem der Fahrer fern aller elektronischer Hilfen selbst der Chef ist.“
Richtig an die Grenzen gehen wollte er mit dem historischen Rennwagen aber nicht. Erstens wegen seiner beschriebenen Grundeinstellung. Außerdem sei man als Fahrer ohne Airbags und andere Sicherheitsfeatures auf Landstraßen Gefahren ausgesetzt. „Und wer wie ich 43 Jahre Motorsport überlebt hat, der riskiert so etwas nicht.“
„Ein Super-Fahrwerk, das fast an heutige herankommt“
Stuck fiel aber auf, dass die Bremsen früher schon richtig gut waren. Und dass der Oettinger-Scirocco ein Super-Fahrwerk hatte. „Wenn man den heute mit auf die Rennstrecke nähme, wäre er gar nicht so weit entfernt von den aktuellen R-Cup-Sciroccos.“
Falls es 2015 wieder eine emotionale Begegnung zwischen den beiden Legenden, dem Ex-Rennfahrer und dem Oettinger-Rennwagen geben sollte, wäre das ganz nach dem Geschmack des Hans Joachim Stuck. „Der Scirocco steht auf meiner Wunschliste ganz weit oben!“
(Fotos: VW Classic/Kai Uwe Knoth)